1. Bleistift als Zeichenmaterial

Schon im 16. Jahrhundert wurde der Bleistift – oder vielmehr eigentlich das Graphit, aus dem die Mine hauptsächlich besteht – als nützliches Zeichenmaterial entdeckt. Wohl jeder hat seine ersten Schreibversuche mit einem Bleistift gemacht, da er die liebenswerte Eigenschaft besitzt, dass man seine Spuren leicht korrigieren kann. Benutzte man ihn früher zuerst ohne Ummantelung, so ist der moderne Bleistift meistens eine Mine in einer Holzumhüllung oder eine blanke Mine, die man in einen Halter steckt. Bleistifte ohne jegliche Umhüllung, sogenannte Graphitstäbe, werden ebenfalls angeboten, und sie werden von Künstlern gerne für gröbere, schwungvolle Entwürfe benutzt.

Bleistiftzeichnungen: Vorteile

Mag die Einfarbigkeit den interessierten Zeichner womöglich erst einmal abschrecken, so sollte er sich doch auf den Versuch einlassen. Denn das Zeichnen mit dem Bleistift ist nicht nur unkompliziert und macht Spaß, sondern bietet etliche weitere Vorteile.

Große Modellauswahl und Vielseitigkeit

Die Fülle von angebotenen Bleistiften eröffnet dem Zeichner ein breites Spektrum an kreativen Möglichkeiten. Mit den harten, dünnen Minen, die einen hohen Anteil an Ton im Graphitkern haben, lassen sich ganz zarte, präzise Linien ziehen und feinste Details sauber darstellen. Diese Minen hinterlassen, nur leicht aufgesetzt, hauchfeine, blassgraue Spuren und verleihen der Zeichnung etwas Luftiges.
Die weichen Minen mit wenig Ton in der Graphitmischung erzeugen ein sattes, glänzendes Schwarz und lassen sich gut zum Einfärben größerer Partien durch Schraffieren, Schummern (mit der Längsseite der Spitze über das Papier fahren) und zum Betonen von Umrissen benutzen.
So kann trotz der Einfarbigkeit eine Fülle an Tonwerten, Formen und Linien erzeugt werden, die auch einer monochromen Bleistiftzeichnung Leben verleihen. Durch Polieren der eingefärbten Flächen mit einem Stofflappen oder einem Wattebausch, den man fest aufdrückt, lässt sich zudem der Glanz von metallenen Gegenständen ausgezeichnet wiedergeben. Wenn Sie zudem mit dem Radiergummi noch einige Glanzlichter herausarbeiten, funkeln der dargestellte Gegenstand oder ein Auge wie lebensecht.

Hohe Flexibilität durch wenig Materialaufwand

Da außer dem Bleistift, einem Anspitzer, einem Radiergummi und einem geeigneten Trägermaterial – üblicherweise weißes oder cremefarbenes Papier – kein weiteres Material benötigt wird, ist der Graphitstift das Mittel der Wahl auf Reisen, für schnelle Skizzen oder an einem beengteren Zeichenplatz. Dieser geringe Bedarf, den zudem jeder ohnehin zu Hause vorfindet, macht die Technik auch zu einem idealen Einstieg für Anfänger, da erst einmal nicht viel investiert werden muss.

Bleistiftzeichnung: Nachteile

So lebendig man eine monochrome Zeichnung auch empfinden kann, dennoch wird es Motive geben, die ohne Farbe nicht so recht zum Leben erweckt werden können oder zumindest nicht ihre volle Wirkung entfalten. Natürlich kann man diesen Nachteil ausgleichen, indem man eine Bleistiftzeichnung mit Farbstiften oder Aquarellfarben nachkoloriert; dadurch hat man jedoch einen erhöhten Arbeitsaufwand.

Begrenztes Format

Da das Zeichenwerkzeug eine kleine Arbeitsfläche hat, ist es sehr mühselig, größere Formate zu zeichnen – schon ab der Größe DIN A 2 ist eine detaillierte Zeichnung eine ziemliche Fleißarbeit. Meistens beschränken sich die Zeichner daher auf Formate bis ungefähr DIN A 3 und weichen bei größeren auf anderes Zeichenmaterial oder Mischtechniken aus.

Empfindliche Oberfläche

Sie werden es an einem heißen Sommertag sicher schon einmal bemerkt haben: Wenn Sie mit schweißfeuchten Händen gezeichnet haben, waren diese nach kurzer Zeit genauso dunkel wie Ihr Bleistift – und auf dem schönen weißen Papier waren unzählige graue Schmierspuren.
Da gerade bei den weichen Bleistiften das Graphit nur sehr lose auf dem Papier haftet, verwischt es sehr leicht, so dass man beim Zeichnen stark aufpassen muss, schon fertiggestellte Teile nicht durch den Kontakt mit der Hand oder mit Feuchtigkeit zu schädigen. Sie können diesen Nachteil etwas abschwächen, indem Sie immer ein weißes Blatt Papier unterlegen, wenn Ihrer Zeichenhand eine schon fertig gestellte Partie im Weg ist.
Daher sollten Sie auch Ihre abgeschlossene Zeichnung unbedingt mit einem Sprühfilm oder einem Glasrahmen schützen!